Das heutige Kleingartenwesen im Wandel
Die ersten Parzellen entstanden aus der Not geboren im Jahr 1814 auf einer Pastoratskoppel in Kappel an der Schlei, (Schleswig-Holstein) 24 Gartenparzellen wurden vom Pastor Schröder für seine Amtszeit unter Auflagen verpachtet. Er forderte eine Gartenordnung und einen gewählten Vorstand – der erste deutsche Kleingärtnerverein war entstanden.
Aus der Not heraus. Diese Parzellen erhielten die Ärmsten der Armen um sich mit dem Notwendigsten selbst versorgen zu können. Später begründete der Landgraf Carl von Hessen (1744 – 1836 die Armengärten in Deutschland. Erst Unterabteilungen des Deutschen Roten Kreuzes errichteten Arbeitergärten, aber immer noch mit dem Ziel der Selbstversorgung.
Im Laufe der nunmehr 200 Jahren hat das Kleingartenwesen in Deutschland die unterschiedlichsten Entwicklungsstationen durchlaufen.
Bis 1989 verfolgte der VKSK (Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter) der DDR das Ziel der Versorgung der Bevölkerung durch das organisierte Kleingartenwesen. 130 kg Erntegut pro 100 m² Gartenfläche war ein Wettbewerbsziel.
Viele Kleingärtner fütterten die unterschiedlichsten Tiere und sicherten die Futterbasis über ein oder mehrere Kleingärten. Andere bauten an, was der VEB OGS (Obst, Gemüse und Südfrüchte später Speiskartoffeln) Vertraglich abnahm und gut bezahlte. Oft wurden höhere Aufkaufpreise vereinbart als die Waren im Geschäft einbrachten.
Der Kleingarten diente immer der Versorgung und war sehr gefragt. Wartelisten waren die Folge. Jede auch noch so kleine Fläche, die die LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) nicht wollte wurde in eine Kleingartenanlage umgestaltet. Der Anteil an Kleingärten pro tausend Einwohner wurde so nach oben geschraubt. Aus der Erinnerung habe ich die Zahlen 46/1000 in Sachsen-Anhalt und im Gegensatz 6/1000 in Braunschweig im Kopf.
Mit der Wende für uns in den neuen Bundesländern und insgesamt durch den Klimawandel setzte eine Welle der Umwandlung und des Umbruchs ein. Die Versorgung sichert der Handel ab. Tierhaltung lohnt nicht mehr. OGS kauft nichts mehr auf.
Der Garten wird für die Versorgung uninteressant.
Durch den Klimawandel ändern sich die klimatischen Bedingungen. Es wird wärmer, Trockenperioden und Hoch- bzw. Drängwasser wechseln sich ab, es gibt keinen richtigen Winter, aber auch keinen normalen Sommer.
Diese Probleme haben aber nicht nur wir, die Kleingärtner, sondern auch alle Früchteproduktionsbetriebe. Hilfe von „da Oben” ist nicht zu erwarten. Wir müssen uns um- und auf die neuen Bedingungen einstellen. Daran sind allerdings alle Akteure beteiligt. Die Obstbaumzüchter müssen Bäume mit einem stärkeren nach unten gehendem Wurzelwerk züchten, damit diese die Witterungsschwankungen besser verkraften. Krankheiten, wie der Birnengitterrost, den wir nicht kannten, muss herausgezüchtet und Resistenzen gesichert werden.
Wir müssen die Möglichkeiten zum Auffangen von Regenwasser erhöhen, um Trockenperioden besser auszugleichen.
Der Baumschnitt muss den neuen Bedingungen angepasst und immer wieder neu erlernt werden.
Aber es gibt auch Verbesserungen die unser Kleingartenleben wieder lebenswerter machen. Der Handel hat sich auch umgestellt und bietet alles, was ein Kleingärtnerherz höherschlagen lässt, an. Egal ob es Pflanzen im Sortiment oder Sämereien je nach Jahreszeit sind. Es macht Spaß dem Hobby Kleingarten nachzugehen.
Der Garten hat jetzt eine andere Funktion. Er dient zur Erholung, zum Ausgleich, als Hobby und zur Wissenserweiterung. Auch auf diesem Gebiet gibt es Veränderungen. Ging früher der Fachberater durch die Anlage und beantwortete Fragen, so übernimmt das heute, das Internet.
Waren früher große Gärten mit 600 oder 800 m² gefragt sind es heute die kleineren mit 250 oder 300 m².
Haben wir früher Kohl und Kartoffeln angebaut, so sind es jetzt Melonen oder Indianerbananen.
Aber eins steht fest, interessant ist der Garten immer noch und einfacher obendrein. Keiner muss Pflanzen selber ziehen, es gibt alles zu kaufen.
Und wer es will, kann es selbst versuchen, als Hobby, ohne Druck ohne Zwang. Auch dafür gibt es alles, beheizbare Anzuchtkästen, Pflanztöpfe, Etiketten, Veredlungsmaterial und vieles andere mehr.
In Schönebeck haben einige Vereine noch freie Parzellen. Jetzt ist die richtige Zeit zum Wechsel. Sind sie interessiert, fragen sie telefonisch über Schönebeck 840108 nach, wo freie Gärten zu haben sind.
Sie können sich aber auch in der Geschäftsstelle des Verbandes dienstags von 9.00 bis 17.00 Uhr und donnerstags ab 9.00 bis 12.00 Uhr persönlich informieren und ihre Wünsche äußern.
Selbstverständlich können sie sich auch vor Ort in dem Verein ihrer Wahl beim Vorstand informieren. Bitte haben sie keine Bedenken, etwas nicht zu können. In jedem Verein gibt es Fachberater bzw. steht die Fachberaterkommission des Verbandes der Gartenfreunde Schönebeck und Umgebung e.V. jedem Fragesteller Rede und Antwort. Schulungen runden das Angebot ab.
Übrigens können sie auch all ihre Wünsche in der Geschäftsstelle loswerden, wir werden bemüht sein, was erfüllbar ist zu erfüllen.
Siegfried Kliematz, Verbandsfachberater
02.09.2020